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Armut trifft Arbeiter besonders hart
von Monika Dunkel (Berlin)
Die Armut in Deutschland hat sich in den vergangenen fünf Jahren verfestigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Zusammenarbeit mit Infratest Sozialforschung. Der Mittelstand bleibt allerdings bislang verschont.
Grundlage für die Studie war ein sozio-ökonomisches Panel. "Eine Ausbreitung der Prekarität, das heißt des Pendelns zwischen der 'Mitte' und der 'Armut' ist nicht zu beobachten", resümierte Olaf Groh-Samberg, der Autor der Studie.
Damit widerspricht die Studie Szenarien, nach denen große Teile der Gesellschaft von Armut bedroht seien. "Wer von einer kollektiven Abstiegsbedrohung der gesamten Gesellschaft spricht, dramatisiert das Armutsproblem und blendet die Realität aus", so Groh-Samberg. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hatte die Einkommensarmut auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren verortet. Er dient seither als Beleg für eine Abstiegsbedrohung der Mittelschicht.
Das DIW misst Armut am Haushaltseinkommen und an Notlagen in verschiedenen Lebensbereichen (Wohnungsprobleme, Konsumdefizite, Arbeitslosigkeit oder fehlende Rücklagen). Die ausländische Bevölkerung wird dabei berücksichtigt. Als Prekariat werden Haushalte bezeichnet, deren permanentes Einkommen 60 Prozent des Durchschnittseinkommens beträgt und die damit dauerhaft von Armut bedroht sind. Seit Beginn der 90er Jahre, so das DIW, ist diese Zone jedoch weit gehend stabil.
Insgesamt stieg die Einkommensarmut von 12 Prozent im Jahr 1999 auf über 17 Prozent in 2005. Hauptbetroffene der Armut sind Arbeiter, insbesondere gering Qualifizierte, Arbeiterfamilien mit Migrationshintergrund oder mit mehreren Kindern. Zehn Prozent der Bevölkerung leben danach in verfestigter Armut. Ihr Einkommen liegt bei 43 Prozent des Durchschnittseinkommens, also deutlich unter der offiziellen Armutsschwelle von 50 Prozent des Durchschnittseinkommens.
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