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Bahnstreik – Der Osten ruft um Hilfe Güterverkehr massiv behindert
Bahn verlangt Schadenersatz von GDL / Aufsichtsrat unterstützt Mehdorn
enn. BERLIN, 15. November. Millionen von Bahnreisenden in Deutschland haben am Donnerstag die Auswirkungen des schwersten Streiks in der Geschichte der Deutschen Bahn zu spüren bekommen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) dehnte ihren Arbeitskampf in der Nacht zum Donnerstag vom Güterverkehr auf den Personenverkehr aus. Rund 1400 Lokführer beteiligten sich nach GDL-Angaben an dem Ausstand. Im Fernverkehr fuhren seit dem Morgen nach Bahnangaben zunächst noch zwei Drittel der Züge nach Plan, vor allem die ICE-Züge. Die Bahn sprach von einem „reduzierten, aber zuverlässigen Angebot“. Im Regionalverkehr hätten sich die Arbeitsniederlegungen unterschiedlich stark ausgewirkt, teilte die Bahn mit. In vielen Gegenden sei die Hälfte der Züge gefahren; in den neuen Ländern hingegen seien rund 85 Prozent der Züge stehen geblieben. Hier setzte die Bahn verstärkt Busse im Schienenersatzverkehr ein. Einschränkungen gab es auch im S-Bahn-Verkehr. In den großen Bahnhöfen zählte die Bahn weniger Reisende als üblich. Viele Kunden informierten sich vorher über die aktuellen Verbindungen oder wichen auf andere Verkehrsmittel aus, hieß es zur Erklärung. An diesem Freitag müssen die Bahnkunden mit ähnlichen Verzögerungen und Ausfällen rechnen. Der Streik soll noch bis Samstagmorgen, zwei Uhr andauern.
Die Deutsche Bahn verklagte derweil die GDL auf fünf Millionen Euro Schadenersatz. Dabei geht es um die Folgen des Streiks im Regionalverkehr vom 10. Juli. Der Aufsichtsrat der Bahn stärkte in seiner Sondersitzung am Donnerstag Bahnchef Mehdorn in seiner Haltung, der Forderung der GDL nach einem eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer nicht nachzugeben.
Die Bahn teilte weiter mit, im Güterverkehr werde die Lage „immer kritischer“. In Ostdeutschland könnten nur noch versorgungsrelevante Züge fahren. Um für die westdeutschen Bundesländer eine Grund- und für Ostdeutschland eine Minimalversorgung sicherzustellen, würden keine weiteren Transportaufträge von und nach Ostdeutschland mehr angenommen. Der sächsische Finanzminister Tillich (CDU) äußerte sich besorgt. Er sagte, wenn im Westen nur 30 Prozent, im Osten jedoch bis zu 90 Prozent der Züge ausfielen, treffe der Streik die ostdeutschen Kunden und vor allem die ostdeutsche Wirtschaft besonders hart. (Fortsetzung Seite 2, siehe Seite 3.)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.11.2007 Seite 1
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